KTM History-Talk in Motohall

Manfred Mayrhofer war am Samstag in der KTM Motohall bei der ORF Aktion „Lange Nacht der Museen“ – es war eine lange Nacht der „Benzingespräche“! Hier sein eindrucksvoller Bericht.

Auf Einladung von Motohall GF Rene Esterbauer sorgten unter anderem die Ehrengäste Siegi Stuhlberger samt Gattin Helga, Gottfried Reichinger und Georg Reiter für einen ausgesprochen unterhaltsamen Abend in den ultramodernen Räumlichkeiten der Motohall. Der Abend stand unter dem Motto #HistoryDay

Beim Talk, geführt von Andy Brewi, in der gut gefüllten RC 16 Arena, erzählten Siegi und Gottfried Episoden und Geschichten, aber auch „Gschichtln“ aus der Pre – orangenen Historie von KTM, die damals noch in Blau-Weiß (wie das aktuelle Outfit der Protagonisten des Abends) strahlte bzw. zu strahlen begann.

Der 84- jährige Stuhlberger sprach von den KTM- Anfängen im Motocross- und Geländesport und gewann mit der natürlichen, unaufgeregten Art seiner Erzählungen die Aufmerksamkeit der Zuhörer.

So blieben auch wahre Erlebnisse mit seinen “ Russen“ Moiseev, Kavinov, Rulev und deren, wie Stuhlberger sagte “ Marshaliks“(die als Sportkommissare getarnten Spione der Sowjetunion) dem Publikum nicht vorenthalten. Da staunte auch Andy Brewi nicht schlecht.

Auch eine, bis heute undurchsichtige Aktion des damaligen, überaus umtriebigen Rennsportleiters der Innviertler, Erwin Lechner, wurde von Siegi Stuhlberger, er war ja mittendrin damals 1972 in Markelo (NL), kam zur Sprache.

In einer „Nacht- und Nebel Aktion“ verschwanden zufällig zwei Werks – CZ des russischen Teams und KTM stellte halt eine Werks 250er KTM für Vladimir Kavinov zur Verfügung. Die besagten CZ´s wurden Tage später aus einem holländischen Teich gefischt.

So war der Einstieg in die Motocross – WM für die Innviertler mit einem 3.Platz gleich einmal ein Warnsignal für die Konkurrenz. Wie es weiterging, ist ja bekannt.

Seine Gattin Helga schilderte die damalige Zeit wie folgt: “ In den Tagen zwischen den Weltmeister-schaftsrennen war unser Haus die Heimat der russischen Fahrer. Das Wohnzimmer wurde halt kurzerhand in ein Matratzenlager umfunktioniert und deren Wäsche inkl.  MX- Bekleidung im nahen Scheiterbach vom Schmutz der vergangenen Rennen befreit.“

Und die “ Werks-KTM´s“ wurden am Rennplatz mit Wasser aus Eimern mittels einer Bürste „gewaschen“, wobei der Mittbewerb schon mit Hochdruckreinigern agierte. Bei KTM waren Leichtbau, Motorleistung und Effizienz wichtiger als Hochdruckreiniger!

Gotfried Reichinger, ein jahrzehntelang führender Mitarbeiter der Firma KTM, brachte seine originale 125er PENTON auf die Bühne und erläuterte die Faszination und den Enthusiasmus der Belegschaft in dieser Zeit des Aufbruchs in die Welt des großen Gelände- Motorsports. Ein wichtiger Partner damals war der Amerikaner John Penton, der die Serienfertigung der 125er GS Modelle vorfinanzierte bzw. anzahlte, bevor sie gebaut wurden.

Der große Wurf von Ing. Morawetz, der erste eigene Motor, war die Basis für den unaufhaltsamen Aufstieg von KTM in die Weltspitze des Geländesports.

Durch Reichinger‘s Aussagen war die Infektion der ganzen Region Innviertel mit dem Benzin- und Rennsport- Virus nachvollziehbar.

Dieser Virus konnte auch in den nachfolgenden KTM – Generationen nicht mehr eingedämmt werden.

Spät in der Nacht kam Georg “ Schurl“ Reiter im Tech – Talk bei Manfred Schickbauer in der lebenden Werkstatt auf seine Zusammenarbeit mit KTM und seinen Aufstieg in die nationale und später internationale Cross – Elite zu Wort.

Der 4-fache MX – Staatsmeister war auch der Erste, der die brandneue LC 4 Motocross Maschine 1986 in Sittendorf aufs internationale Parkett der 500er Motocross WM brachte. Mit einem Schmunzeln erzähte er, wie nach der technischen Abnahme, noch im Abnahmezelt, unzählige Japaner mit ihren Fotoapparaten das bis dahin unbekannte Motorrad ablichteten. Sie legten sich sogar in die Wiese um die Unterseite des Motorrades zu dokumentieren!

Der mitgereiste Konstrukteur Ing. Sepp Hattinger sagte dabei achselzuckend: “ Eini fotografiern kinnans eh ned!“

So ging eine “ lange Nacht des Motorsports“ informativ und vor allem unterhaltsam zu Ende. Wie mir Rene Esterbauer abschließend mitteilte, werden solche #History Talks einen wichtigen, belebenden Teil der KTM Motohall Aktivitäten bilden.